Impulse

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Impulse gegenseitig einschätzen – aber wie?

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Impulse gegenseitig einschätzen – aber wie?

Impulse unterstützen uns dabei, in Partnerschaften unangenehme Gefühle zu beenden und angenehme Gefühle zu verstärken. Impulse in Beziehungen können auf zwei Dimensionen eingeschätzt werden: annähern – distanzieren und führen – folgen.

Um die Impulse in Eurer Partnerschaft einzuschätzen, haben wir ein Modell gewählt, in dem die Impulse kreisförmig dargestellt werden. Hierdurch gebt ihr immer einen Abstandsimpuls und einen Führungsimpuls gleichzeitig an. Am leichtesten ist es, wenn Ihr Euch getrennt für die beiden Achsen fragt:

Möchte ich mich gerade lieber distanzieren oder annähern?

Diese Abstandsachse findet Ihr hier:

Und: Möchte ich gerade lieber führen, d.h. bestimmen, wo es lang geht oder lieber dem anderen folgen und mich zurückhalten?

Diese Führungsachse findet Ihr hier:

Generell sind die Symbole nur ungefähre Einteilungen für Handlungsimpulse und sagen nichts über die Stärke des Impulses aus. Wählt daher auch den Handlungsimpuls aus, bei dem die Richtung für euch passend, aber eventuell zu stark formuliert ist.

Ihr landet dann an einer bestimmten Stelle im Kreismodell. Euer jeweiliger Impuls ist durch eine Hand-Geste und einen Punkt dargestellt, der die Einordnung des Impulses auf den Achsen verdeutlicht. Diese Symbole bedeuten im Einzelnen:

– 1: führen. Auch: dominant sein, den Ton angeben, mächtig sein, klar und deutlich sein, selbstsicher und selbstbewusst sein, sich durchsetzen, kontrollierend sein, beharrlich sein

Als Gedanke ausgedrückt: „Mach einfach was ich sage und dann wird das schon!“

– 2: annähern und führen und. Auch: spontan sein, menschlich sich, Führung übernehmen, persönliche Gefühle zeigen, sich zeigen, beeindrucken, sich öffnen, extrovertiert sein, nett sein, selbstbewusst sein, angenehm sein, freundlich-bestimmt sein

„Ich regle das für uns, alles wird gut und ich werde dich beeindrucken!“

– 3: annähern. Auch: Hilfe anbieten, kooperieren, sich einfühlen, offen sein, wertschätzen, warm sein, herzlich sein

„Ich mag dich gern und werde dich unterstützen!“

– 4: annähern und folgen. Auch: freundlich-zurückhaltend sein, anhimmeln, vertrauen, Hilfe und Unterstützung suchen

„Du bist so toll – ich vertraue dir total!“

– 5: folgen. Auch: sich zurückhalten, sich anpassen, demütig sein, Hilfe benötigen, verloren sein, klein sein, sich unterwerfen, sich verschließen

„Bitte übernimm die Entscheidung für mich – ich mache was du sagst!“

– 6: distanzieren und folgen. Auch: zurückgezogen-teilnahmslos sein, sich zurückziehen, vorwurfsvoll, nachgeben, zurückhaltend-übervorsichtig, genervt sein, die Augen verdrehen, ängstlich und nervös sein, vorwurfsvoll Hilfe einfordern, sich selbst beschuldigen, unbeteiligt sein, falsche Versprechen machen, isoliert und einsam sein, resignieren

„Du weißt es ja anscheinen besser und bist die:der Expert:in – also hilf mir gefälligst!“

– 7: distanzieren. Auch: kühl sein, wenig Interesse zeigen, zurückweisen, für sich sein wollen, ablehnen, abblocken

„Ich möchte mich gerade nicht auseinandersetzen  – lass mich mal in Ruhe!“

– 8: distanzieren und führen. Auch: kritisch sein, verbessern, belehren, etwas vorwerfen

„Du kannst das nicht – also muss ich die Kontrolle übernehmen!“

Nehmen wir zur Verdeutlichung nochmal die Situation zwischen Paula und Peter vom Anfang. Im Folgenden findet ihr Beispiele für Peters mögliche Handlungsimpulse als Antwort auf Paulas „Hast du kein Waschmittel mitgebracht?“. Die Handlungsimpulse haben wir als Gedanken ausformuliert.

  1. Führen: „Nein leider nicht. Schreib es nächstes Mal bitte einfach auf die Liste.“
  2. Führen und annähern: „Nein, ich habe leider noch kein Waschmittel gekauft. Stand es auf der Liste? Vielleicht schaffe ich es noch, hier um die Ecke welches zu kaufen.“
  3. annähern: „Oh je ich habe noch keins gekauft. Ich muss es auf der Liste übersehen haben. Soll ich noch welches holen?“
  4. folgen und annähern: „Du schreibst mir immer so tolle Listen. Das muss ich wohl übersehen haben. Du hast viel besser im Blick, was wir brauchen!“
  5. folgen: „Es tut mir so leid, ich bin wirklich unfassbar verpeilt. Manchmal frage ich mich, was ich ohne dich machen würde.“
  6. Folgen und distanzieren: „Nein. Na super, das fällt dir ja früh ein. Na gut, ich fahr jetzt halt nochmal los…“
  7. distanzieren: „Nein! Kann ich mich jetzt auch nicht drum kümmern.“
  8. führen und distanzieren: „Wenn du es nicht auf die Liste schreibst, kann ich auch nicht darauf kommen es zu kaufen. Ich schreibe nächstes Mal die Einkaufsliste selbst!“

Damit Ihr schnell erkennen könnt, welchen Impuls Eurer Partner oder Eure Partnerin angegeben hat, ist die Einordnung des Impulses im Kreis zusätzlich mit einem schwarzen Punkt markiert. Es reicht also, wenn Ihr die beiden Achsen kennt. Über die beiden Achsen und den Punkt im Kreis könnt ihr ganz einfach das richtige Symbol für euren Handlungsimpuls auswählen oder erkennen.

Wichtig: auch hier gibt es keine richtigen oder falschen Antworten. Es ist aber hilfreich, solche Handlungsimpulse in der Kommunikation besser wahrzunehmen. Gegenseitige Impulse sind unserer Meinung nach spannende Informationen über euch und darüber, worum es euch in einer Situation eigentlich geht.

Impulse sind so etwas wie innere Vorschläge für Handlungen. Sie geben uns Hinweise, wie wir mit Gefühlen umgehen können. Handlungsimpulse beschreiben daher oftmals mehr den Wunsch hinter einem Verhalten, also „warum“ wir etwas tun. Dadurch sind sie ein häufiger Grund für Missverständnisse.

Impulse in Beziehungen können auf zwei Dimensionen eingeschätzt werden:

1. annähern – distanzieren,

2. führen – folgen.

Dr. Diadic